13.1.2006
Ich bekam heute im Laufe des Tages eine SMS von jenem Freund, der das Ganze durch seine telefonisch besorgte Indiskretion ins Rollen gebracht hatte, in welcher er sich dafür entschuldigte, derzeit auf emotionalen Abstand zu gehen, da er dies alles noch nicht verarbeitet habe.Wir seien an einem Punkt angekommen, an welchem wir damit selbst klarkommen müßten. Er war der Auslöser, er hatte umgehend entgegen meiner vertrauensvollen Bitte den – so sind ja nun einmal die Tatsachen - schlimmsten Menschen in meinem Leben darüber informiert, dass ich im Klinikum wäre. Manchmal können Freunde wirklich Feinde sein, ohne es zu wollen.
Ich konnte auf die SMS nicht reagieren, für mich ist der durch das Telefonat ausgelöste Zustand unerträglich. Zumal sich keiner meiner Freunde gegen den Kindesentzug einsetzt, der letztlich doch nur eine Machtfrage und damit große Schwäche, gegen mich, der sich stets für ein besseres Kindsleben mit mir einsetzte, ankommen zu können.
Mir geht in diesem Zusammenhang viel durch den Kopf. Das wunderbarste Wesen, welches je in mein Leben trat mit einer Mutter, derart verbaut, borniert, böse und krankhaft verfälscht sich selbst gegenüber, wie ich ebenfalls noch nie in meinem Leben kennenlernen durfte.
Ich suche nach dem „Warum“, welches all diese Geschehnisse, aufgereiht wie auf einer Perlenschnur, erklärt. Mir diese Prüfung, durch die ich gerade hindurchgehen muß, auferlegt wurde. Was dahintersteckt und zum Vorschein kommt in einigen, sicher erst vielen Jahren.
Auch denke ich oft daran, dass der moralische Verlierer einer wunderbaren Tochter gegenüber, derart vereinnahmt und ihren versperrten Papa liebend, hier und jetzt die Mama ist. Sie ganz sicher irgendwann den Punkt erreichen wird, wo sie sich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen kann. Zumal sie ohnehin immer all ihre Fehler in mir gesehen hat, ich scheinbar ihr Spiegelbild war.
Wie schwach muß man sein, wie sehr über Macht sein Recht suchen und die Komplikationen – statt zu beseitigen – kompensieren wollen, indem man Vater und Kind einander entreißt, ohne, dass je etwas geschehen ist? Man einfach mit jedem über Trennung und Probleme um unsere Tochter kommunizieren muß, um sich selbst noch wahrzunehmen?
Moralisch, und das ist der absurde Punkt, der mir Kraft gibt, bin ich der Sieger. Denn ich muß mir nicht irgendwann die Frage stellen oder anhören, wieso eine wunderbare Tochter ihren Vater vorenthalten bekam und immer mehr in einen Teil der Familie abgeschoben und dort vereinnahmt wurde.
Was ich gerade von meinen Eltern immer wieder gefragt werde, ist, ob ich das nicht eher wusste. Nein. Man will einfach in einer Beziehung nicht wachen Blickes herumlaufen, denn gerade dann wären die KM und ich schon viel eher, und zwar durch meine Entscheidung, getrennt gewesen.
Ich war heute in Leipzig, traf mich mit einem Kumpel wieder einmal, hauptsächlich, um zu unserem Siebdrucker zu fahren und mit ihm ein paar Parameter abzusprechen.
Er war Feuer und Flamme für die Idee, etwas zu machen auf einer kargen Ebene, in welcher sehr wenig passiert: Vaterrechten. Nur scheut mich die Mühe, die man da permanent reinsteckt, ohne je Energie zurückzubekommen. Und er ist der Meinung: sei doch froh, Du hast Zeit für Deinen Scheiß statt Dich ums Kind kümmern zu "müssen".
Fakt ist nun einmal, dass das Gros der zum Teil sehr machtorientierten, falschen Entscheidungen, die den Lebensweg von Kindern gestalten, von Müttern ausgeht.
Am frühen Abend bekam ich noch einen Anruf von meiner Mutter, die mir sagte, dass die KM am Sonntag mit zu meinen Eltern käme, wenn diese ihre Enkelin sehen wollen. Sie würden mit ihr reden.
Ich werde einen weiteren Brief an meine Süße schreiben und ihn durch meinen Papa vorlesen lassen. Und meine Mutsch darum bitten, mich anzurufen, wenn mein Kind da ist, damit ich sie sprechen kann auf die Gefahr hin, etwas nah am Wasser zu stehen bei diesem Telefonat mit meiner Süßen.
Ich bin im Übrigen mittlerweile soweit, für eine Zeit nach Österreich zu gehen, weg, nur weg.
Geld verdienen und Abstand zu diesen bodenlosen Unglaublichkeiten zu gewinnen.
Im Zug nach Hause traf ich den Vater einer guten Freundin, der mich fragte, wie es mir geht und mir seine Erfahrungen mit einer Mutter schilderte, die damals mit seiner Tochter einfach verschwunden war mit Sack und Pack. Er empfahl mir, zu kämpfen, dranzubleiben und ganz sicher auch die Möglichkeit, mit einem Außenstehenden (der Psychologin) zu reden, zu nutzen. Selbst er geht heute noch nach all seinen problematischen Jahren aller paar Monate zur Diakonie, einfach, um zu reden und auf unbelastete Zuhörer zu treffen.
Er hatte damals gekämpft und irgendwann von der dann 11-jährigen Tochter erfahren, dass sie bei ihm bleiben möchte.

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